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Was Sind Blutgruppen?

Die Oberfläche von Erythrozyten, also roten Blutkörperchen, setzt sich aus unterschiedlichen Strukturen zusammen. Hierzu zählen Proteine, auch Eiweiße genannt, ebenso wie Lipidverbindungen. Lipide bezeichnen entweder gänzlich oder Großteils wasserunlösliche Naturstoffe. Lipide dienen als Energiespeicher, als Signalmoleküle und als Strukturkomponenten in Zellmembranen.
Die in der Oberflächenstruktur enthalten Zuckerketten werden Blutgruppen-Antigene genannt. Jeder Mensch ist mit einer gewissen Sorte dieser Antigene ausgestattet, welche die Blutgruppe bestimmt.
Die bedeutendste Blutgruppensysteme stellen das ABO-System ebenso wie das Rhesus-System dar. Neben diesen beiden Hauptgruppen gibt es weitere Blutgruppensysteme, welche unter speziellen Umständen von großer Bedeutung sein können.

Weitere Blutgruppensysteme: 
Duffy
Kell (bedeutend bei Patienten, die oftmals auf Bluttransfusionen angewiesen sind)
Kidd
Lewis
MNSs

Blutgruppen-Antikörper:
Nicht jede Blutgruppe verträgt sich miteinander. Grund hierfür sind die sogenannten Blutgruppen-Antikörper.
Jedes Blutgruppen-Antigen besitzt einen speziellen Blutgruppen-Antikörper, welcher in der Lage ist, das betreffende Antigen zu erkennen. Zudem kann sich der spezifische Antikörper mit dem jeweiligen Blutgruppen-Antigen verklumpen.
Im menschlichen Blut schwimmen Antikörper, welche sich gegen jenes Blutgruppen- Antigen richtet, das diese Person nicht besitzt. Somit kann verhindert werden, dass der körpereigene Schutzschild gegen die körpereigenen Erythrozyten vorgeht. Wenn ein Patient aus Versehen eine Bluttransfusion mit einer anderen Blutgruppe erhält und diese Antikörper in Blutsystem zirkulieren, so werden die fremdartigen Erythrozyten bekämpft. Wird Blut zweier unterschiedlicher Blutgruppen vermengt, so verklumpt dieses. Die Ursache hierfür ist die Bindungsreaktion, welche zwischen den roten Blutkörperchen und den im Blutplasma auftritt. Die Internationale Gesellschaft für Bluttransfusion erkennt derzeit 35 verschiedene Blutgruppensysteme an und beschreibt diese.

Welche Anzahl an verschiedenen Blutgruppen sind im ABO-System aufgelistet?
Das im Jahre 1901 erstmals beschriebene AB0-System differiert vier Blutgruppen.
A
B
AB und
0

Wovon hängt die Blutgruppe ab? 
Zwei Veranlagungsmerkmale bestimmen die Blutgruppe eines Menschen. Diese Veranlagungsmerkmale, auch Genotypen genannt, sind einerseits die Blutgruppe, andererseits die Genotypen.
Blutgruppe A:
A0 oder AA
Anti-B

Blutgruppe B:
B0 oder BB
Anti-A

Blutgruppe AB:
AB

Blutgruppe 0:
00
Anti-A
Anti-B

Welche Anzahl an verschiedenen Blutgruppen sind im Rhesus-System aufgelistet? 
Das Rhesus-Blutgruppensystem verzeichnet folgende fünf Antigene:
D
C
c
E
e
Das Hauptkennzeichen stellt der Rhesusfaktor dar. Dieser wird auch als Rh-Faktor bezeichnet. Der Rh-Faktor ist positiv, wenn eine Person diesen Faktor auf den Erythrozyten trägt. Ist dieser Faktor nicht vorhanden, so ist der Rhesusfaktor negativ.

Welche Blutgruppe kommt am seltensten bzw. häufigsten vor?
Die Blutgruppe AB existiert am seltensten. In Deutschland weisen lediglich fünf Prozent der Bevölkerung die Blutgruppe AB auf.

Häufigkeit der Blutgruppen in Deutschland: 
37 Prozent der Bevölkerung gehört der Blutgruppe A positiv an.
6 Prozent der Bevölkerung weist die Blutgruppe A negativ auf.
9 Prozent der Deutschen sind B positiv.
2 Prozent der in Deutschland lebenden Personen ist B negativ.
35 Prozent der deutschen Bevölkerung ist 0 positiv.
6 Prozent zählen zur Blutgruppe 0 negativ positiv.
4 Prozent weisen die Blutgruppe AB positiv auf.
1 Prozent der Deutschen ist AB negativ.

Wann wird die Blutgruppe bestimmt? 
Die Blutgruppen werden in speziellen Lebenssituationen und in folgenden Fällen bestimmt:
Vorsorgeuntersuchung während der Schwangerschaft
nach der Geburt
Ausstellung eines Notfallausweises
Bluttransfusion beispielsweise vor OP
Bluttransfusion bei Anämie, also schwerer Blutarmut
Vorbereitung einer Transplantation eines Organs
Fragestellungen forensisch-kriminalistischer Art

Welche Bedeutung kommt der Blutgruppe in der Transfusionsmedizin zu? 
Die versehentliche Verabreichung einer Transfusion, welche nicht AB0-verträglich ist, kann verheerende Folgen haben.
Das Blut verklumpt, die zugeführten Erythrozyten werden zerstört und im schlimmsten Fall versagen Organe und es folgt der Tod.
Weitere etwaige Komplikationen im Falle einer Unverträglichkeit sind Unwohlsein, Übelkeit, Hautflecken, Juckreiz, anaphylaktischer Schock, Schweißausbrüche, Versagen des Kreislaufs, Nierenversagen und Atemnot.

Bei Transplantationen von Organen müssen Ärzte gewissenhaft darauf achten, dass der Empfänger des Organs dieselbe Blutgruppe aufweist wie der Organspender.
Ist dies nicht der Fall, so ist das Risiko groß, dass der Empfänger das Spenderorgan abstoßt. Nur in Ausnahmefällen macht eine spezielle Vorbehandlung eine Transplantation eines Organs möglich, welches ABO-inkompatibel ist.

Gibt es Blutgruppen, die zusammenpassen? 
Wegen der schwerwiegenden Folgeerscheinungen einer falschen Bluttransfusion, müssen die Blutgruppen des Empfängers und Spenders penibel ermittelt werden. Bei Erythrozytenkonzentraten, kurz EK genannt, gelten folgende Blutgruppen als passend:
Patientenblutgruppe A passt zur EK-Blutgruppe A oder 0
Patientenblutgruppe B passt zur EK-Blutgruppe B oder 0
Patientenblutgruppe AB passt zur EK-Blutgruppe A, B, AB oder 0
Patientenblutgruppe 0 passt zur EK-Blutgruppe 0

Patienten, die der Blutgruppe AB angehören, besitzen keinerlei Antikörper gegen andere Blutgruppen. Somit können diese Patienten alle möglichen EK erhalten und folglich werden sie als Universalempfänger bezeichnet.

Personen, welche die Blutgruppe 0 aufweisen, haben keinerlei Antigene auf ihren Erythrozyten. Dies bedeutet, dass andere Antikörper auf nichts reagieren könnten und somit werden sie Universalspender genannt. Unabhängig davon, welcher Blutgruppe der Patient angehört, ist eine Transfusion der Gruppe 0 möglich.

Was versteht man unter dem Bedside-Test? 
Mit diesem Test überprüft der Mediziner vor Verabreichung einer Bluttransfusion die Merkmale der Blutgruppen eines Patienten, um Verwechslungen vorzubeugen.
Hierfür nimmt der Arzt dem Patienten einige Tropfen Blut ab, welche er auf ein Testfeld mit Antiserum aufträgt. Das Blut verklumpt, wenn Antigene mit Antikörper in Kontakt kommen, welche gegen sie gerichtet sind.
Die Transfusion wird nur dann verabreicht, wenn die im Bedside-Test überprüften Blutgruppen zusammenpassen.

Unverträglichkeit von Blutgruppen bei Mutter und Kind: 
Eine Unverträglichkeit wird in Fachkreisen Inkompatibilität genannt. Diese tritt im AB0-System auf und sie kann bei der Geburt problematisch werden. Weil lediglich Antikörper von Müttern, welche die Blutgruppe 0 aufweisen, die Plazenta durchdringen können, kommt diese Unverträglichkeit der Blutgruppen ausschließlich bei Müttern vor, welche der Blutgruppe 0 angehören und Kindern, welche die Blutgruppen A und B aufweisen. Gegensätzlich zur Rhesus-Inkompatibilität ist der Verlauf nicht derart drastisch. Verläuft sie nicht so schwerwiegend. Am häufigsten tritt beim Neugeborenen Gelbsucht auf. Diese kann jedoch durch die Bestrahlung mit Blaulicht behandelt werden. Diese Behandlungsform wird Fototherapie genannt.

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