Bedeutsame Unterschiede der Cannabis-Typen
Hanf ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Hanfgewächse. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Pflanzenfamilie zählt neben dem Hanf beziehungsweise Cannabis, der vor allem in der Bierbrauerei verwendete und wohlbekannte Hopfen, Humulus. Innerhalb der Familie der Hanfgewächse, den Cannabaceae, bildet die Gattung Hanf, also Cannabis, mit den drei Arten: Cannabis indica bekannt als Indischer Hanf, dem Echten oder Gewöhnlichen Hanf Cannabis sativa sowie dem Ruderal-Hanf Cannabis ruderalis eine taxonomische Einheit mit vielen Gemeinsamkeiten, aber auch einigen Unterschieden.
Die Entdeckung, der vor allem in unseren Breitengraden bekannten Cannabis-art Cannabis sativa gelang als Ersten dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné im Jahr 1753. Wenig später klassifizierte der französische Zoologe und Botaniker Jean Baptiste de Lamarck Cannabis Sativa während einer Studienreise nach Indien. Die hingegen aus Russland stammende Hanfsorte Cannabis ruderalis wurde erst 1926 vom russischen Botaniker Dmitrij E. Janischwesky in Russland entdeckt. Abgesehen von der kaum bekannten Cannabis-art Cannabis ruderalis, deren Vorkommen sich vor allem über die kälteren Klimazonen der Erde, wie zum Beispiel Russland erstreckt, bevorzugen die beiden anderen Arten hingegen feuchte und warme Klimagebiete. Die Besonderheit, der weniger bekannten Ruderalis Art ist ihr schnelles Wachstum und die bis dato geringe Erforschung der Pflanze. Das Wissen um diese Cannabis-art geht jedoch weit in die Mongolen-zeit zurück, wo ihre Samen vor 2400 Jahren als rituelles Beiwerk mit in ein Grab gelegt wurden.
Nach der Teillegalisierung des therapeutisch genutzten Hanfes vor einigen Monaten in Deutschland sowie der Gesamtlegalisierung der Pflanze in Teilen der USA und im gesamten Hoheitsgebiet von Kanada ist das Tabuthema Cannabiskonsum auf weiter Strecke zu einer Entkriminalisierung gelangt. In der WHO wird in naher Zukunft die Einstufung der Pflanze als Droge mit hohem Gefahrenpotenzial neu behandelt und mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Umdenken durch eine Neueinstufung in die Wege geleitet. Dies mag einerseits an den nicht mehr wegzudiskutierenden Erfolgen von Cannabisprodukten in der Behandlung von medizinisch schwerwiegenden Erkrankungen heutiger Zeit wie Krebs, Schmerz und Depressionen liegen. Andererseits erregen immer mehr positive Nachrichten, Erfahrungsberichte und Dokumentationen die Bevölkerung, die nun mehrheitlich ein Umdenken fordert. Dieser Beitrag behandelt im Folgenden die beiden Cannabisarten Cannabis indica und Cannabis sativa, um die einzelnen Pflanzenmerkmale und Besonderheiten näher zu beleuchten.
Der Echte oder Gewöhnliche Hanf Cannabis sativa
Wie bereits erwähnt, erfolgte die Erstveröffentlichung der Pflanze durch Carl von Linné im Jahr 1753. Der Hanf dieser Sorte ist eine krautige einjährige Pflanze mit einer Wuchshöhe von mehreren Metern und bis zu vier Metern in der freien Natur, also als Wildhanf und von geringerer Wuchshöhe in Form des gezüchteten Kulturhanfes. Die Nutzpflanze hat eine Vegetationsdauer von circa einem viertel Jahr und stirbt nach ihrer Blütezeit ab. Auffallendes Merkmal, wie bei jeder Hanfsorte, sind ihre wechselständig angeordneten grünen Laubblätter, die in ihrer Blattspreite handförmig zusammengesetzt und spitzzulaufend sind. Der Rand der Blätter ist grob gesägt und die Blattfarbe tendiert auf der Unterseite zu einem helleren Grün als auf der Oberseite, einem dunklen Grün. Die Blätter der Pflanze sind behaart. Cannabis sativa als bekannteste Hanfsorte stammt aus den äquatorialen Ländern und Klimabereichen der Erde, wie Jamaika, Thailand oder Mexiko. Charakteristisches molekulares Merkmal der Pflanze ist der hohe THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) Gehalt gegenüber dem geringeren Cannabidiol (CBD) Gehalt. Dadurch entfaltet die Pflanze vor allem folgende Wirkungen:- Zerebraler Rausch, der anregend und aktivierend wirkt, „high“ Zustand
- Motivationsschübe und Steigerung der Inspiration und Kreativität
- Konzentrationsförderung, Aufmerksamkeitsbelebung, allgemeine Wachsamkeit
- Reduzierung von Übelkeit (Krebspatienten)
- Appetitanregend (Krebspatienten)
- Förderung des körperlichen Wohlbefindens (Schmerzpatienten, Depressionen)
Der Indische Hanf Cannabis indica
Wie der Name bereits vermuten lässt, wurde die Hanfsorte Cannabis indica zunächst in Indien entdeckt. Ihr Verbreitungsgebiet geht jedoch weit über das indische Hoheitsgebiet hinaus und erstreckt sich im ganzen asiatischen Raum von Afghanistan bis Pakistan über die arabische Halbinsel nach Nordafrika in Marokko. Im Gegensatz zu Cannabis sativa ist die Wuchshöhe und Statur von Cannabis indica insgesamt kleiner und kompakter. Die Pflanze besitzt zudem breitere Blätter und ihre Farbe ist von einem dunkleren Grün. Die Blütezeit der Pflanze findet alle sechs bis neun Wochen statt und blüht somit häufiger im Jahresdurchschnitt als andere Hanfsorten. Zu hohem Bekanntheitsgrad gelangte die Cannabis indica Pflanze aufgrund ihres hohen CBD Gehalts. Dieser klassische THC Antagonist beruhigt die Wirkung des THC und ist von weiterem wertvollen Nutzen. CBD ist in Deutschland legal und frei erhältlich (Vorsicht! Die normale Pflanze hat jedoch auch einen hohen THC Gehalt, der die derzeit erlaubten 0,2% bei weitem überschreitet). Die Cannabis indica Pflanze entfaltet folgende Wirkungen:
- Körperlicher Rausch in Form eines „stoned“ seins
- Entzündungshemmende und antibakterielle Wirkungen
- Schmerzlinderung bei Schmerzpatienten
- Förderung der Schlafgesundheit, natürliches Einschlafmittel
- Anregung von Appetit (Krebspatienten)
- beruhigende Wirkung bei Stress und Angst, wirkt antidepressiv
- gesamt körperliche Entspannung
Unterschiede der Cannabissorten
Heutzutage ist eine grundlegende Unterscheidung von Cannabis nur noch bei den Wildformen möglich. Dies ist einerseits der Tatsache geschuldet, das Pflanzenpotenzial der einzelnen Art durch Züchtung und Kreuzung zu verändern und ihr Wirkungsspektrum somit zu erweitern. Grundlegend jedoch unterscheiden sich die beiden Cannabis Arten sativa und indica vor allem im äußeren Erscheinungsbild, dem Phänotypus, aber auch hinsichtlich pflanzlicher Inhaltsstoffe und somit Wirkspektren. Neben dem bekannteren CBD und THC enthalten Hanfarten zudem verschiedene Proteine, ätherischen Öle, Vitamine, Flavonoide und Cannabinoide. Die circa 100 im Hanf nachgewiesenen Cannabinoide lassen sich in zwölf Gruppen unterteilen und variieren in ihrer Zusammensetzung in jeder Pflanze. Wichtige Vertreter dieser Cannabinoide sind: das entzündungshemmend und schmerzlindernde Cannabigerol (CBG), das antidepressiv wirkende Cannabichromen (CBC), das Cannabinol (CBN), welches beruhigend und antibakteriell wirkt und das krampflösende Cannabidivarin (CBDV), um nur einige davon zu nennen.
Sowohl die Größe der Pflanzen als auch die Anzahl und Form der einzelnen Blüten, ermöglicht die Unterscheidung der Cannabisarten sativa und indica. Beide Pflanzen unterscheiden sich zudem hinsichtlich des Ernteertrages durch unterschiedliche Blütedauer und Zeit enorm, sodass die Ernte bei Cannabis indica immer ertragreicher ausfällt. Die Verwendung beider Pflanzen hinsichtlich ihrer medizinischen Notwendigkeiten bleibt immer ihren Inhaltsstoffen und Wirkmechanismen geschuldet. Zumal alle Wirkstoffe der Hanfpflanze überhaupt noch gar nicht ausreichend und umfassend studiert und erforscht wurden. Stand heute ist: Cannabis indica eignet sich aufgrund seiner beruhigenden Wirkung zum Relaxieren und Stressabbau. Die Behandlung von Schlafstörungen mit dieser Pflanze ist auch hinreichend erforscht und bekannt. Cannabis sativa hingegen eignet sich insbesondere zur Behandlung von Antriebsarmut, wie sie bei Depressionen und anderen psychischen Störungen auftreten. Diese vor allem durch die THC und CBD Konzentrationen hervorgerufenen Wirkspektren unterscheiden beide Pflanzen voneinander, hingegen gleichen sie sich wiederum durch andere ihnen innewohnende Inhaltsstoffe. Die Einsatzmöglichkeiten für die unterschiedlichen Cannabissorten überschneiden sich somit und sind bisher für folgende Krankheiten und andere nicht genannte belegt und untersucht:
- Unterdrückung von Übelkeit, Erbrechen sowie appetitanregend bei Krebs, HIV, Hepatitis C, u.a.
- Krampflösend und antiepileptisch sowie Linderung von Bewegungsstörungen bei Multipler Sklerose, Querschnittslähmung, Parkinson, Tourette, Dystonie, Tremor, u.a.
- Schmerzlindernd bei Krebs, Migräne, Neuralgien, Arthrose, u.a
- Wirkt entzündungshemmend bei Asthma, Arthritis, Rheuma, Morbus, Neurodermitis, u.a
- Antidepressive Wirkung bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, bipolare Störungen, PTBS, ADHS, Schlaflosigkeit, Autismus, Alzheimer, u.a.
- senkt Augeninnendruck, mindert Tinnitus und weitet die Bronchien