Außergewöhnliche Resistenz mit System
Wim Hof selbst praktiziert keine Sportdisziplinen im klassischen Sinne, um sich auf die extremen Witterungsverhältnisse vorzubereiten. Vielmehr schreibt er Erfolg sowie körperliche Abhärtung einer Atemübung, der Tummo-Atmung, zu. Diese kombiniert er mit ausgedehnter Exposition seines Körpers mit frostiger Kälte.
Regenerative Fähigkeiten schützen auch vor Krankheiten
Wer nach dem Extremen greift, muss nicht nur über starke Ausdauer und mentale Stärke verfügen, sondern auch auf mikrobiologischer Ebene eine hohe Widerstandskraft sein Eigen nennen. Zudem stellte Wim Hof sich diversen Experimenten zur wissenschaftlichen Ratifizierung seiner Thesen und sportlichen Fähigkeiten.
Wissenschaftliche Untersuchungen des Wim-Hof-Effektes
Der außergewöhnliche Ruf des Niederländers weckte Neugierde und gleichzeitige Skepsis der Wissenschaft. In extra für Wim Hof durchgeführten Experimenten wurde sein Körper verschiedenen Extremsituationen ausgesetzt. Auf dem Prüfstand befand unter anderem das Immunsystem und die offenbar starke Resistenz des Sportlers gegenüber Krankheitserregern.
Wim-Hof-Methode in der Praxis: Wie läuft eine Übungseinheit ab?
Christian Unna erklärt als offiziell zugelassener Trainer in einem Seminar die einzelnen Abläufe und ihre Bedeutung der anstehenden Einheiten detailliert. Anfangs steht ein gezieltes Atemtraining, auch Tummo-Atmung genannt, im Fokus. Nach dessen Abschluss folgt die gezielte Anwendung von Kälte zur Steigerung der körperlichen Resistenz.
Tummo-Atmung setze Energie im Körper frei
Insgesamt sind nach Vorgaben von Wim Hof und Christian drei Wiederholungen für einen effizienten Aufbau der Kondition notwendig.
1. Zunächst führt man 30 rasche und tiefe Atemzüge aus. Eine Unterbrechung der Atmungsaktivität ist dabei zu vermeiden. Pausenloses, verbundenes Atmen ohne Wartezeiten zwischen den Zyklen stellen den Grundpfeiler für eine korrekte Technik dar. Teilnehmer sollten dabei Ruhe bewahren und einer gleichmäßig kontrollierten Atmung den Vorzug geben. Vor allem Anfänger erfahren gegen Ende eventuelle Missempfindungen. Darunter fallen Taubheitsgefühle, leichter Schwindel oder auch sogenanntes Ameisenlaufen in den Fingern. Ursache dafür ist die extreme Sättigung von Sauerstoff im Blut. Die Hyperventilation sorgt zudem für eine vermehrte Ausscheidung von Kohlendioxid über die Lunge.
2. Nach Abschluss aller Zyklen atmen die Probanden den Rest an Luft gründlich aus und halten direkt im Anschluss die Atmung möglichst lange an. Ungeübte Personen erreichen üblicherweise Werte bis zu einer halben Minute. Ziel dieser Übung ist die Ausdehnung dieser Fähigkeit. Der Körper ist dann in der Lage, mehr Sauerstoff aufzunehmen und effizienter zu verwerten. Auf diesem Wege lassen sich Werte bis zu drei Minuten erreichen. Der plötzliche Stillstand der Versorgung mit frischer Luft kehrt den zuvor ausgelösten Prozess der Sauerstoffübersättigung um. Als Konsequenz erhöhen sich zunehmend die CO2-Werte (Hyperkapnie) und ermöglichen so die Verwertung des angestauten Sauerstoffes in den Mitochondrien.
Im Leistungssport gilt die beschriebene Phase als besonders kritisch. Genau zu diesem Zeitpunkt stehen Körper und Geist enorme Energiereserven zur Verfügung. Beobachtungen einer spürbar besseren Kondition wie etwa beim Ausführen von Liegestützen demonstrieren in der Praxis die Effektivität des ersten Teils der Wim-Hof-Methode – trotz der noch ausstehenden Kälteanwendung.
3. Unmittelbar danach erfolgt ein letzter, tiefer Atemzug. Diesmal müssen Teilnehmer diesen zum Abschluss des Atemtrainings für lediglich 15 bis 20 Sekunden einhalten. Das Ende der Übung ist erreicht und eine normales Ein- und Ausatmen wieder gestattet.
Die Kälteanwendung
Die Wim-Hof-Methode sieht nach Beendigung des Atemtrainings die gezielte Exposition des Körpers gegenüber Kälte vor. Unnötiger Stress und zu rasche Steigerungen der Zeitintervalle konterkarieren die Bestrebungen der Übung. Langfristig dienen diese Trainingseinheiten zur Neukonditionierung der natürlichen Hormonregulation in kalter Umgebung. Normalerweise reagiert der Körper mit der Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol auf große Temperaturabfälle. Die Aktivierung und Sensibilisierung des Schmerzempfindens führt zu einer spürbaren Abwehrreaktion. Ziel ist eine Unterbrechung dieser Verbindung, sodass der Körper eine kalte Umgebung nicht mehr als störend und leistungsmindernd wahrnimmt.
1. Anfänger beginnen mit einer kalten Dusche von lediglich 30 Sekunden und steigern diese Prozedur auf bis zu 5 Minuten. Allerdings darf dabei kein Zwang vorherrschen. Essenziell bleibt eine möglichst entspannte und stressfreie Durchführung.
2. Hat der Körper sich bereits an die Kälteeinwirkung gewöhnt, dienen Eisbäder zur zusätzlichen Steigerung des Abhärtungseffektes. Einfach kaltes Wasser mit Eiswürfeln in einer Badewanne oder ein kühler Teich in der kalten Jahreszeit reichen dafür aus. Auch hier gilt ein geduldiges und behutsames Vorgehen als oberste Pflicht. Wenige Minuten genügen anfangs. Der Zielwert liegt ungefähr bei 10 Minuten, der aber individuell je nach persönlichem Gefühl auch abweichen kann.
Einzigartige Kombination steigert das Gesundheitsempfinden
Das duale Training aus Atemtechnik und Kälteeinwirkung der Wim-Hof-Methode hinterlässt auch Spuren im limbischen System des Menschen. Dieses beeinflusst neurologische Vorgänge im Körper. Gezieltes Üben beruhigt als direkter Nebeneffekt die Nerven und dämmt so Nervosität und Stresssituationen besser ein. Probanden besitzen bei regelmäßiger Ausführung ein herabgesetztes Stressniveau, einen besseren Blutdruck und ein durchweg gestärktes Kreislaufsystem. Sogar Angstzustände und Neigung zu Depressionen gehen mit der Zeit zurück. Die Wim-Hof-Methode sorgt für eine gesteigerte Flexibilität der Blutgefäße, optimiert den Transport von Energieträgern in die Zellen und verringert die Anfälligkeit für Allergien oder autoimmune, chronische Entzündungsvorgänge.